Die Abscheulichkeit der Ticketvergabe für die EM 2024

Der Ansturm auf Tickets für die EM 2024 in Deutschland war überwältigend. „30 Millionen Ticketbewerbungen aus 206 Ländern“, verkündete die UEFA im Dezember, und schon zuvor hatten sich 20 Millionen Menschen beworben. Die meisten gingen jedoch leer aus. Inmitten dieser Enttäuschung erhielt eine Gruppe Münchner Polizeibeamter, die an den EM-Vorbereitungen beteiligt waren, ein Angebot, das für Millionen andere unerreichbar war: eine Ticketgarantie für zwei Personen für ein EM-Spiel in München, zum regulären Kaufpreis.

Als ich diese Nachricht las, war ich sprachlos. Es ist schwer, die Empörung und den Ekel in Worte zu fassen, die ich empfand. Kurz bevor Millionen von Menschen ihre Absagen erhielten, bot die Stadt München ihren eigenen Beamten ein exklusives Vorkaufsrecht an. Wie kann das sein? Wie kann so etwas in einer demokratischen Gesellschaft, die sich auf Fairness und Gleichheit beruft, überhaupt passieren?

Noch schockierender wurde es, als sich herausstellte, dass die UEFA mehr als 10.000 exklusive Ticketangebote an die EM-Städte verteilt hatte. Diese Städte standen vor der schwierigen Entscheidung, wie sie mit diesen lukrativen Ticketoptionen umgehen sollten, ohne sich dem Vorwurf der Korruption auszusetzen oder die Öffentlichkeit zu verraten. Die Unterschiede in den Handhabungen der Städte sind bezeichnend für den Mangel an Transparenz und den drohenden Vertrauensverlust in die Kommunalpolitik.

In München lehnte die Behördenleitung das Angebot „dankend“ ab. In anderen Städten wie Dortmund wäre die Annahme solcher Angebote als Straftat der Vorteilsannahme gewertet worden. Das allein zeigt, wie prekär und problematisch diese Situation ist. Die Tatsache, dass Hamburg und Leipzig das Angebot ablehnten, während Städte wie Gelsenkirchen und Düsseldorf tausende Tickets verteilten, lässt erahnen, wie unterschiedlich moralische und ethische Standards gehandhabt werden.

Es ist für mich nicht nur empörend, sondern schlichtweg abscheulich, dass in einer Zeit, in der die Menschen das Vertrauen in politische und öffentliche Institutionen wiedergewinnen müssen, solche Praktiken stattfinden. In einer Zeit, in der Populismus erstarkt, ist es umso wichtiger, dass Beamte und öffentliche Angestellte als Vorbilder agieren und die Bevölkerung gleich behandeln.

Experten wie Politikwissenschaftlerin Anna Schwickerath und Jurist Till Zimmermann haben klargestellt, dass solche Vorkaufsrechte zwar nicht unbedingt strafrechtlich relevant sind, aber dennoch ein großes Geschmäckle haben. Es ist unverständlich, wie Städte argumentieren können, dass der reguläre Kaufpreis jeglichen Verdacht der Korruption ausräumt. Es geht hier nicht nur um den Preis der Tickets, sondern um die Prinzipien von Fairness und Gleichheit, die auf dem Spiel stehen.

In der Vergangenheit haben ähnliche Fälle von Ticketvergaben immer wieder für Kontroversen gesorgt und sind vor Gericht gelandet. Die Frage bleibt, ob die Ticketvergabe für die EM 2024 ebenfalls juristische Nachspiele haben wird. Doch unabhängig davon ist es klar, dass diese Praxis das Vertrauen der Bevölkerung in die Kommunalpolitik massiv untergräbt.

Ich finde es unerträglich, dass solche Praktiken überhaupt möglich sind. Wir brauchen klare, rechtssichere Vorgaben und eine umfassende Transparenz bei der Vergabe von Tickets und anderen Vergünstigungen. Nur so können wir das Vertrauen in unsere öffentlichen Institutionen wiederherstellen und sicherstellen, dass solche Abscheulichkeiten in Zukunft nicht mehr vorkommen.

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